Gehbilder

 

Die Türbilder, Leinwandgemälde auf Keilrahmen im Format von Türen, öffnen den vorgegebenen Kastenraum, machen ihn durchlässig für neue Perspektiven und Erfahrungen. Armin Saub hat seine Türbilder, oft in Verbindung mit Fensterbildern, in Galerieräumen sowie in Privatwohnungen und in Büroräumen installiert, um Sehgewohnheiten aufzubrechen und das Fluktuieren der Bilder über die gewohnten Begrenzungen hinweg sichtbar zu machen. Manchmal treten die Türbilder überraschend auch von der Wand in den Raum hinein, werden zu "Gehbildern" im Dialog mit dem Betrachter.

 

 

"Erst wenn man akzeptiert, in wie vieler Hinsicht unser Leben in den rechten Winkel eingesperrt ist, begreift man die Zielrichtung von Armin Saubs Kunst. 

 

Diese Malerei, die auf vielfältige Weise immer über die Begrenzungen des normalen Tafelbildes hinaus strebt, ist zunächst und vor allem Widerstand gegen den rechten Winkel, gegen den euklidischen Raum, der das abendländische Denken vermutlich  mehr geprägt hat, als uns bewusst ist. Aber es kennzeichnet Saubs dialektische Verfahrensweise, dass er seinen Widerstand mit Hilfe dessen organisiert, was er überwinden will. Darum benutzt er die Fenster- und Türbilder, um einen Raum zu schaffen, der nichts mehr mit dem zu tun hat, wofür diese Bildformate stehen.

Diese Installationen wollen ja nicht nur den rechtwinkligen Raum auflösen und durch ein komplexes Raumgefüge größere Zusammenhänge schaffen, Saub möchte damit überhaupt alle Starrheit überwinden. Darum die endlosen Variationsmöglichkeiten, daher die wechselnden Bewegungsrhythmen, die den Betrachter in die Enge führen und damit, wie bei einer Stromschnelle, zu einem schnellen Bewegungsablauf animieren können, ihn aber genauso gut in Ruhezonen mit weitem Ausblick zu führen vermögen." 

 

Zitat aus: Peter Buchka, Armin Saub, Gehbilder, Broschüre zur gleichnamigen Ausstellung in der Otto-Galerie München, Februar 1995.