Die Arbeit von Künstlerinnen und Künstlern in Kollektiven ist heute aktueller denn je, weil sie Modelle demokratischer Zusammenarbeit präsentieren, verbunden mit heftigen Diskussionen und gleichzeitig mit Respekt und Empathie für alle Beteiligten. Das geht weit über künstlerische Aktivitäten hinaus und gewinnt gesellschaftliche Relevanz. Es kann Alternativen aufzeigen für ein friedliches und konstruktives Miteinander in einer Gesellschaft, die zunehmend durch Polarisierung und anti-demokratische Kräfte gefährdet ist.
Das 1975 gegründete Kollektiv Herzogstraße nimmt hier eine Vorreiterrolle ein, anknüpfend an eine lange Tradition von Künstlergruppen, insbesondere CoBrA, SPUR, Wir und Geflecht. Bis 1982 besteht es als offene Gruppe mit bis zu 12 Mitgliedern, es wird fortgeführt in kleineren Gruppierungen wie den Bildseglern Armin Saub und Heinz Weld.
Armin Saub sagt dazu: „Und irgendwie interessiert mich das Phänomen des Zusammenarbeitens bis heute, auch wenn es oft fürchterlich enervierend ist – im positiven Sinne.“ Es ist für ihn „Urlaub vom Ich“. [Zitat Kat. Ausstellung van de Loo Projekte 2012, S. 15]
Malen in der Gruppe. Das Kollektiv Herzogstrasse 1975-1982. Hans Matthäus Bachmayer, Renate Bachmayer, Dietrich Bartscht, Jutta von Busse, Heiko Herrmann, Thomas Niggl, Heimrad Prem, Armin Saub, Dieter Strauch, Ursula Strauch-Sachs, Helmut Sturm, Heinz Weld.
Ausstellung und Veranstaltungen in der Galerie van de Loo Projekte, München 2012, präsentiert als Doppelausstellung mit der KUNSTHALLE PERTOLZHOFEN, die 2007 vom ehem. Kollektivmitglied Heiko Herrmann ins Leben gerufen wird.
Zwischen der Galerie van de Loo Projekte, und der Pinakothek der Moderne, mitten im Münchner Pinakotheken-Viertel, wird der Container der KUNSTHALLE PERTOLZHOFEN platziert, der Tag und Nacht von außen einsehbar ist, mit Werken des Kollektivs.
Die Galerie van de Loo Projekte zeigt ebenfalls Gemeinschaftsarbeiten des Kollektiv Herzogstrasse. Sie bringt die meisten der damals noch lebenden Mitglieder des Kollektivs (Hans Matthäus Bachmayer, Dietrich Bartscht, Heiko Herrmann, Thomas Niggl, Armin Saub, Dieter Strauch, Heinz Weld zu einem Gespräch mit Marie-José van de Loo und Selima Niggl zusammen, über das Arbeiten im Kollektiv. Dieses Gespräch ist unter dem von Armin Saub geprägten Begriff „Urlaub vom Ich“ im 2012 erschienenen Katalog publiziert.
Präsentation des Kollektiv Herzogstraße in der Ausstellung mit Katalog „Wem gehört die Stadt? Manifestationen neuer sozialer Bewegungen im München der 1970er Jahre“, im Münchner Stadtmuseum, in Kooperation mit dem Archiv der Münchner Arbeiterbewegung, München, 22. Februar-1. September 2013
Die Ausstellung hebt den sozialen Aspekt der Münchner Künstlergruppen der 1970er Jahre hervor und präsentiert dabei das Kollektiv Herzogstrasse und die Malgruppe WeibsBilder, zusammen mit anderen Modellen alternativer kreativer Lebensformen.
Präsentation des Kollektiv Herzogstraße in der Ausstellung mit Katalog „Tirol München. Begegnungen von 1880 bis heute“, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum
Innsbruck, 14. April – 24. August 2014
Ausstellung und Katalog gehen auf die facettenreichen Beziehungen zwischen Tirol und München vom 19. Jahrhundert bis heute ein. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Faszination der Landschaft Tirols für Künstler aus München, ebenso die Münchner Akademie, die als Ausbildungsstätte eine große Anziehungskraft auf Tiroler Künstler ausübt. Im Kapitel „Nach 1945“ widmen sich Ausstellung und Katalog auch der Kollektivmalerei der 1970er Jahre, darunter dem Kollektiv Herzogstrasse.
Ausstellung und Publikation „Verzurrte Welt. Heiko Herrmann und das Kollektiv Herzogstraße“ im Museum für aktuelle Kunst, Sammlung Hurrle
Durbach, 30. April – 3. Oktober 2016:
Der Unternehmer Rüdiger Hurrle, seit den 1960er Jahren ein leidenschaftlicher Sammler insbesondere der Kunst nach 1945, präsentiert in seinem 2010 gegründeten Privatmuseum „Museum für aktuelle Kunst“ in Durbach bei Offenburg eine bemerkenswerte Sammlung expressiver Kunst von der Mitte des 20. Jahrhunderts bis zur Gegenwart, verbunden auch mit Wechselausstellungen, zumeist aus seinen Sammlungsbeständen. Dabei bilden Arbeiten der Künstler des Kollektiv Herzogstrasse einen seiner Schwerpunkte.
Ausstellung und Katalog von 2016 befassen sich mit der Geschichte des Kollektiv Herzogstrasse, auch anhand historischer Texte, und sie präsentieren eine Auswahl der Bilder von den 1970er Jahren bis heute, darunter Kollektivarbeiten und Einzelarbeiten der Mitglieder des Kollektiv Herzogstrasse.
Hinweis: Das Museum für aktuelle Kunst, Sammlung Hurrle, ist seit Oktober 2019 vorübergehend geschlossen. Allgemeine Hinweise auf
Museum und Sammlung finden sich hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Museum_f%C3%BCr_aktuelle_Kunst_%E2%80%93_Sammlung_Hurrle
Ausstellung „CoBrA-SPUR-Wir-Geflecht-Kollektiv Herzogstrasse. Replay/Nachspiel“, in der Galerie Klaus Lea
München, 17. Mai-28. Juli 2018
Ausstellung „Kollektiv Herzogstrasse“ in der Galerie Klaus Lea, München 12. Mai-16. Juli 2022
Der Galerist Klaus Lea begleitet das Kollektiv Herzogstrasse und seine einzelnen Mitglieder seit Mitte der 1970er Jahre, mit Präsentationen in seinen Galerieräumen in München-Schwabing und mit tatkräftigem Mitwirken bei der Konzeption und Realisation von Wanderausstellungen über die Münchner Künstlergruppen und eben über das Kollektiv Herzogstrasse.
Seit einigen Jahren ist die Galerie Klaus Lea in die Theresienstr. 19 in München umgezogen, und der inzwischen nicht mehr ganz junge Galerist bleibt weiterhin am Ball, mit Präsentationen von ausgewählten Arbeiten der Künstler, darunter eine Gruppenausstellung 2018 und eine Ausstellung 2022, die vor allem die Gemeinschaftsarbeiten des Kollektiv Herzogstrasse hervorheben will.